Eine sichere und selbstbestimmte Geburt stärkt und trägt dich durch das Wochenbett, erleichtert das Bonding mit eurem Neugeborenen und lässt dich die Geburtsanstrengungen leichter vergessen.
„Ein Kind zu gebären ist eine Grenzerfahrung.“ Mit diesem Satz leitet die Autorin Nora Imlau ihr Buch “Das Geburtsbuch“ ein. Wer bereits geboren hat, wird ihr zustimmen. Denn diese Grenzerfahrung einer Geburt wird dich als Mutter und euch als Paar ein Leben lang begleiten. Für viele Frauen ist sie ein ganz besonderer Moment, an den sie trotz der Geburtsstrapazen voller Glück zurückdenken können.
Was genau eine gute Geburt ausmacht, das empfindet jede Frau unterschiedlich. Eine als gut und sicher empfundene Geburt kann
- unter ständiger Begleitung durch deine Hebamme erfolgen,
- relativ allein im Kreißsaal oder Geburtshaus, mit der Hebamme in Rufweite stattfinden,
- möglichst ohne medizinische Eingriffe passieren,
In der ersten Schwangerschaft kannst du dich noch nicht einmal auf eigene Erfahrungswerte verlassen. Das macht es deutlich schwieriger, die für dich passenden Geburtsbedingungen zu bestimmen. Bei einer Folgeschwangerschaft bist du dagegen bestimmt schon sicherer, was sich für dich richtig anfühlt oder worauf du gut verzichten kannst.
Warum ist eine sichere und selbstbestimmte Geburt wichtig?
Leider wird schon seit längerem von Gewalterfahrungen in der Geburtshilfe berichtet. Fehlende Aufklärung, zu viele medizinisch nicht immer notwendige Eingriffe und fehlende Eins-zu-Eins-Betreuung tragen dazu bei, dass sich eine Geburt ganz und gar nicht wie eine einzigartig schöne Erfahrung anfühlt - und auf manche sogar traumatisierend wirkt.
Knapp ein Drittel aller Gebärenden erleben die Geburt als ein traumatisches Ereignis. Wochenbettdepressionen werden bei rund 13 Prozent der Mütter und 10 Prozent der Väter diagnostiziert. Zwischen 2 Prozent und 4 Prozent entwickeln daraufhin eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).
Neben individuellen Risikofaktoren für psychische Erkrankungen sind es als gewaltvoll erlebte Geburten, die diese Entwicklung verstärken. Das wirkt sich auch auf die Eltern-Kind-Bindung aus. Sich auf euer neugeborenes Baby einzulassen und gleichzeitig eine schwere Geburt zu verarbeiten, das ist zu viel auf einmal. Neben der körperlichen Heilung braucht auch die Psyche viel Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten.
Was kannst du schon in der Schwangerschaft tun, um sicher und selbstbestimmt zu gebären? Ein Geburtsplan ist zur Vorbereitung eine gute Möglichkeit, dich mit deinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen auseinander zu setzen. Du notierst, welche medizinischen Interventionen für dich unter konkreten Bedingungen infrage kommen. Du kannst auch festhalten, dass du bei einem sekundären Kaiserschnitt dein Neugeborenes zum Bonding auf die Brust gelegt bekommen möchtest.
Wir empfehlen dir, die für dich wichtigsten Punkte so kurz wie möglich zusammen zu fassen und mit in die Klinik zu nehmen. Mit deinem Partner oder deiner Partnerin, einer Doula oder weiteren Begleitpersonen kannst du diesen Geburtsplan mit den Geburtshelfern sowie den Fachärzten besprechen
Was ist eine sichere und selbstbestimmte Geburt?
Eine sichere und selbstbestimmte Geburt ist jene, bei der deine individuellen Wünsche und Bedürfnisse respektiert werden. Du kannst den Geburtsort, den Geburtsmodus und die Personen, die dich bei der Geburt begleiten sollen, frei wählen. Während der Geburt wirst du über alles, was passiert, gut aufgeklärt und kannst medizinischen Eingriffen zustimmen.
Jede Schwangere hat eigene Präferenzen und jede Schwangerschaft verläuft individuell. Deshalb ist es wichtig, dass du eine Wahl zwischen den verschiedenen Geburtsorten, der Art der Behandlung und den Personen, die dich dabei betreuen, passend zu deinen Wünschen treffen kannst. Eine wohnortnahe Versorgung mit Geburtskliniken und ausreichend außerklinische Geburtsorte wie Geburtshäuser sowie Hebammen für Hausgeburten sind dafür eine wichtige Basis.
Eine kontinuierliche Eins-zu-eins-Betreuung der Geburt durch eine Hebamme, die dir Vertrauen und Zuversicht gibt, sorgt für größtmögliche Sicherheit. Das gilt übrigens auch für Situationen, in denen es schwierig wird.
Was ist eine gewaltvolle Geburt?
Gewalt unter der Geburt kann unterschiedlich erlebt und bewertet werden. Ohne Absprache verabreichte Medikamente oder das Verweigern von Medikamentengaben, unangekündigte oder grobe körperliche Untersuchungen, das Hinwegsetzen über die Wünsche der Gebärenden sowie abfällige, herabsetzende oder beleidigende Sprache zählen dazu.
Wird euer Baby nach der Geburt ohne zwingende medizinische Gründe von euch getrennt, zählt das ebenfalls zu Gewalt unter der Geburt. Das Bonding der ersten Stunde lässt sich zwar nachholen, trotzdem kann eine unnötige Trennung von Mama und Baby sehr belastend wirken.
So bereitest du dich bestmöglich auf die Geburt vor
- Suche dir rechtzeitig eine Hebamme. Die Hebammensuche ist je nach Wohnort schwierig, aber eine vertraute Person an deiner Seite zu haben, die dich während der Geburt stärkt und deine Interessen vertritt, ist wertvoll!
- Erstelle einen Geburtsplan, der deine Wünsche in Bezug auf alles, was die Geburt betrifft, festhält (zum Beispiel zum Bonding, zu medizinischen Interventionen, mögliche Behandlungen oder Medikamentengaben) .
- Wähle dir einen Geburtsort aus, bei dem deine Wünsche wahrscheinlich am besten eingehalten werden können.
Mother Hood e. V. setzt sich für sichere Geburten ein
2015 gründete sich die Elterninitiative Mother Hood e.V. und setzt sich seitdem für sichere, gewaltfreie und selbstbestimmte Geburten sowie eine Verbesserung der Geburtshilfe in Deutschland ein.
Für Eltern bietet der Verein verschiedene Hilfsangebote an:
- „Hilfetelefon nach schwieriger Geburt“ mit kostenloser Beratung nach belastenden Geburtserfahrungen
- Online-Elternkurs zur Vorbereitung auf die Elternschaft
- Ausstellung #BlackboxGeburt im Rahmen der Corona-Pandemie
- Kaiserschnittkarte visualisiert die Kaiserschnittrate jeder einzelnen Geburtsklinik
Hast du bereits eine belastende Geburt erlebt, dann steht dir Mother Hood e. V. mit seinem Beratungsangebot wie dem Hilfetelefon zur Seite.
Zusätzlich richtet der Verein Forderungen für eine verbesserte Geburtshilfe an politische Entscheidungsträger.
MABYEN unterstützt Mother Hood als ein Hauptpartner finanziell und kommunikativ bei ihrer Mission für sichere und selbstbestimmte Geburten und einen respektvollen Umgang in der Geburtshilfe. Denn schwierige und gewaltvolle Geburten belasten die Eltern-Kind-Bindung – Unser Ziel ist es, euch bei einer starken, sicheren und liebevollen Bindung mit eurem Baby zu unterstützen. Hier erfährst du noch mehr über den Verein und die Zusammenarbeit.