Gerade war noch alles gut, plötzlich aber streikt euer Baby beim Stillen! Es trinkt es viel weniger oder verweigert das Stillen sogar komplett. Vor allem in den ersten Lebensmonaten verunsichert diese Phase junge Eltern enorm. Schließlich kann ein Baby noch nicht so lange ohne seine überlebenswichtige Nahrung überleben!
In diesem Beitrag stellen wir dir kurz vor, woran du einen Stillstreik erkennst und was du tun kannst, um diese Phase gut zu bewältigen.
So erkennt ihr einen Stillstreik
Ein Stillstreik zeigt sich meist so:
- Euer Baby wirkt hungrig, dreht sich aber von der Brust weg.
- Das Andocken klappt kaum noch oder gar nicht mehr.
- Euer Kind schreit viel, vor allem an der Brust.
- Das Stillen klappt nicht mehr.
Letzteres ist für Stillende besonders belastend. Denn auch wenn du natürlich weißt, dass euer Baby dich nicht ablehnt, fühlt es sich im ersten Moment schon so an!
Diese Phase tritt oft ganz plötzlich auf. Gerade habt ihr die Zeit zusammen genossen und nun trinkt euer Kind einfach nicht mehr!
Gut zu wissen: Auch flaschengefütterte Babys treten in den Streik und verweigern das Trinken. Die Ursachen und die Bewältigung der Trinkverweigerung sind identisch mit denen, die wir hier für Stillende vorschlagen.
Das verursacht einen Stillstreik
Die Gründe für einen plötzlichen Stillstreik sind unterschiedlich. Manchmal lässt sich zunächst gar kein Auslöser erkennen, teilweise ist es aber auch recht eindeutig, wenn Infekte im Spiel sind.
Auch wenn das manchmal so weitergegeben wird, tritt eine Brustschimpfphase, wie der Stillstreik auch manchmal genannt wird, nicht einfach so auf. Sie hat immer eine Ursache.
Grund #1: Infektionen
Mittelohrentzündungen sind sehr schmerzhaft. Beim Saugen und Schlucken bewegt euer Baby seinen Unterkiefer nach vorn. Diese Bewegung spürt euer Kind im gesamten Gesicht, also auch in den Ohren. Das Stillen wird durch die Reizung der sensiblen Gehörgänge schmerzhaft.
Grund #2: Zahnen
Einschießende Zähne und gereiztes Zahnfleisch sind beim Stillen ganz schön unangenehm. Auch wenn das Trinken eigentlich beruhigend wirkt, ist das erste Andocken unter Umständen unangenehm für euer Kind.
Grund #3: Zu viel/zu wenig Milch
Ein starker Milchfluss ist für manche Babys am Anfang gar nicht so leicht zu bewältigen. Wie auch du muss euer Liebling erst lernen, damit umzugehen, wie das Stillen gut gelingt. So kann es sein, dass es den Milchfluss noch nicht gut regulieren kann und entsprechend schnell schreit beim Stillen bis hin zur kompletten Verweigerung der Brust. Ähnliches gilt für Kinder, die eher ungeduldig sind. Das Warten auf das Einsetzen des Milchspendereflexes wird dann mit Schreien und unwilligem Kopfherumschlagen kommentiert.
Grund #4: Schreckmomente
Sensible Babys reagieren auf Schreckmomente, die sie an der Brust erlebt haben, manchmal mit einer anschließenden Brust-Totalverweigerung. Diese Schreckmomente fallen einem sofort auf, wenn euer Kind versehentlich den Kiefer zu fest zusammenpresst und du laut Aua! rufst oder eine Tür laut ins Schloss fällt, während euer Kind gerade trinkt.
Der Zusammenhang mit einem Stillstreik wird aber oft erst etwas später hergestellt, denn in dem Moment scheint das gar keine so große Sache zu sein. Trotzdem verknüpfen manche Babys das erlebte mit dem Trinken – und verweigern zunächst die Brust.
Gut zu wissen: Die „Brustschimpfphase“ gibt es so eigentlich nicht. Der Begriff stammt von der Psychoanalytikerin Melanie Klein, lässt sich aber wissenschaftlich nicht untermauern. Die Hebamme und Stillberaterin Regine Gresens hat dazu einige interessante Hintergrundfakten zusammengetragen, die sich mit Klein und ihrer These einer universellen Brustschimpfphase beschäftigen.
Stillstreik – das kannst du tun
Ruhe bewahren! Das ist der erste und auch der beste Rat bei einem akuten Stillstreik. Auf energische Anlegeversuche reagieren Säuglinge in aller Regel mit stärkerer Abwehr. Also atme tief durch und bemühe dich um eine möglichst gelassene Stimmung. Das ist leicht gesagt, aber gar nicht so einfach umzusetzen.
Teste dann aus, ob sich euer Kind im Halbschlaf anlegen lässt. Oft klappt das Stillen dann etwas besser und du kannst so sichergehen, dass es ausreichend mit Flüssigkeit und den wertvollen Inhaltsstoffen der Muttermilch versorgt wird.
Manchmal sind Wechsel in der Anlegeposition und eine veränderte Umgebung ebenfalls hilfreich. Stillt ihr häufig an eurem Lieblingsplatz im Wohnbereich? Dann wechselt zum Schaukelstuhl im Kinderzimmer oder startet das Andocken im Gehen.
Vermutest du eine Infektion als Ursache für den Stillstreik, dann solltet ihr eine kinderärztliche Praxis aufsuchen. Auch bei einschießenden Zähnen kann ein Besuch bei medizinischem Fachpersonal nicht schaden, um eine begleitende Infektion oder Reizung im Mund- und Rachenraum sicher auszuschließen.
Stillstreiks dauern unterschiedlich lang an. Zwischen einem Tag bis hin zu mehreren Wochen kann es sich hinziehen. Manchmal wird die Brustverweigerung auch als Indiz gedeutet, dass sich Babys abstillen wollen. Bei Kindern unter einem Jahr ist das aber selten wirklich der Fall. Wenn du euer Kind also gern weiter stillen möchtest, kannst du dich an eine Stillberaterin oder an deine Hebamme wenden, um individuelle Hilfestellungen für den Umgang mit dem Stillstreik zu erhalten.